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4.4 Organisierte Nachbarschaftshilfe - Ehrenamt

Die Nachbarschaftshilfevereine machen schon im Namen deutlich, dass sie sich in ihrer Arbeit als Teil des sozialen Netzwerks in der Kommune sehen und überall dort einstehen, wo gewöhnliche Nachbarschaft an die Grenzen kommt. Auch die über die Pflegeversicherung finanzierte professionelle Versorgung durch Pflegedienste und hauswirtschaftliche Hilfen ist zeitlich so gering bemessen, dass häufig eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben nicht möglich ist und Vereinsamung droht.

Die Initiativen und Vereine sind ein wichtiges Glied in der Versorgungskette, wenn es um den Erhalt und die Verbesserung der Lebensqualität von hilfe- und pflegebedürftigen Menschen geht. Oft sind Menschen auf Formen von Hilfe angewiesen, die über professionelle Dienste nicht angeboten werden. Dazu gehören beispielsweise Begleitdienste zum Arzt oder Einkaufen, „einfachste Hausmeistertätigkeiten“ wie zum Beispiel das Wechseln einer Glühbirne oder das Aufhängen eines gewaschenen Vorhangs sowie das Betreuen von Demenzkranken und auch somatisch Erkrankten für einige Stunden in der Woche. Dadurch entstehen für die Angehörigen Freiräume.

Die Nachbarschaftshilfevereine bieten ein leicht zugängliches, qualitätsgesichertes und kostengünstiges Angebot zur stundenweisen Betreuung der Menschen und zur gleichzeitigen Entlastung der Angehörigen. Viele von ihnen können auf eine langjährige stabile Struktur und Tradition der Krankenpflegevereine zurückgreifen. Die Helferinnen und Helfer werden regelmäßig geschult und fachlich begleitet. Die Kosten für die Inanspruchnahme der Nachbarschaftshilfe können zum Teil mit den Mitteln aus verschiedenen Leistungen der Pflegeversicherung finanziert werden.

Insgesamt gibt es 28 Nachbarschaftshilfen in 18 Gemeinden des Landkreises. Um die Versorgung weiterhin zu gewährleisten, gehen die Überlegungen einiger Gruppen dahin, neben Ehrenamtlichen zunehmend auch Mitarbeiter auf Basis von geringfügiger Beschäftigung anzustellen. In den dörflich strukturierten Gemeinden ist dies für viele Menschen eine willkommene Nebenerwerbsmöglichkeit.

Nachbarschaftshilfen brauchen eine professionelle Unterstützung. Die Aufgaben von Fachkräften sind die Ausbildung und Begleitung der Ehrenamtlichen, die Einsatzplanung, die Koordination der Angebote, die Beratung von Klienten und die Vernetzung.

In naher Zukunft wollen sich sieben Nachbarschaftshilfevereine (Hausen ob Verena, Möhringen, Esslingen, Talheim, Seitingen-Oberflacht, Wurmlingen und Durchhausen) zu einem großen Nachbarschaftshilfeverein unter dem Namen „Wir für Sie“ zusammenschließen, um die Hilfe im Landkreis effektiver koordinieren zu können.

Die meisten Nachbarschaftshilfevereine sind gut im Gemeinwesen integriert. Die Vereine führen zahlreiche Fortbildungen durch, akquirieren ehrenamtliche Helfer und kümmern sich auch um die Problematik des Nachwuchses im Ehrenamt. Zudem findet zweimal im Jahr ein Treffen aller Vereine in den Räumlichkeiten des Pflegestützpunkts unter Federführung der Altenhilfefachberatung statt.

Abbildung 14: Einsatzgebiete aller Nachbarschaftshilfevereine im Landkreis Tuttlingen

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